Warum glänzt das Gold nicht mehr in einer Zeit, wo Aktienkurse deutlich fallen und die Volatilität ansteigt?
Wenn selbst Renten-Investoren seit Jahresanfang deutlich die Mütze bekommen, müsste doch Gold weiter steigen. Es tut es aber nicht. Gold glänzt nicht. In diesem Artikel schauen wir uns Gold genauer an und mögliche Niveaus, wo ich Gold als günstig empfinde. Seit vier Wochen geht es mit Gold nach unten, Silber hat noch mehr verloren. Fundamental lässt sich über Gold gar nicht so viel Neues sagen. Der Ertragswert von Gold also die Schürfungskosten der Fair Value sozusagen, den sehe ich aktuell bei 1.500-1.600 US-Dollar. Wir haben natürlich nach der Corona Krise jetzt auch wieder mehr Produktionskapazitäten. Insbesondere in Südafrika laufen die Minen ja auch wieder relativ gut. Trotzdem scheint eben hier nicht nur das gestiegene Angebot das große Problem zu sein. Die Nachfrage auch im Schmuck Markt ist nach wie vor auch nicht schlecht, aber es scheint ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu sein. Das sich dieser vielleicht auch nur technische Rückgang der letzten vier Wochen nicht unbedingt durch fundamentale Faktoren erklären lässt, sondern ich sehe die Gründe hier insbesondere in der Intermarket Analyse im Sentiment und eben auch ein Stück weit in den technischen Indikatoren, die hier den größten wichtigsten Impact haben.
Viel mehr als Gold hat es ein anderes Metall noch erwischt, nämlich Silber. Silber ist deutlich unter Druck und bei 20 US-Dollar angekommen. Ich bin dort noch vorsichtiger als bei Gold. Ich glaube auch, dass dieser Abverkauf, den wir im Silber gesehen haben, durchaus auch noch eine Auswirkung auf Gold haben wird daher besser nicht alle Rohstoffe in einen Topf packen. Wie gesagt, Agrarrohstoffe oder auch Energie sind durch den Konflikt in der Ukraine und die Lieferketten natürlich deutlich besser unterstützt. Aber Gold ist für mich momentan auch in einer Zone, wo ich sage fundamental, nicht günstig, maximal neutral, vielleicht sogar teuer. Was ebenso eine Rolle für die Analyse von Gold oder Silber spielt, sind die Minen. Hier sieht man im Wochenstart, dass es bei Gold und Silberminen Aktien die letzten Wochen deutlich nach unten ging.
Warum ist das so?
Seit 2019 sehen wir einen schönen Aufwärtstrend in Gold mit einem hoch bei 2000 US-Dollar. So einen Anstieg hatten wir auch bei der Lehman-Brothers-Krise oder der Dotcom Blase. Betrachtet man also die technische Situation, haben wir noch ein Rückschlagspotenzial bis 1780 US-Dollar, hier wäre die erste Unterstützungslinie für Gold. Dennoch gab es in der letzten Woche die wohl schlechteste Woche des Jahres für Gold. Gold steht ohne Frage unter Druck und das, obwohl die Volatilität hoch ist und die Inflation gigantisch ist. Irgendwie scheint Gold seine Magie verloren zu haben. Ein weiterer für mich wichtiger technischer Indikator ist die Year-To-Date Performance, also die Frage, ob wir auf Jahres Sicht im Plus oder im Minus stehen. Aktuell stehen wir hier im Minus und auch die wichtige 200-Tage-Line wurde bei Gold unterschritten. Somit auch technischer Sicht ist Gold für mich aktuell nicht interessant.
Mit steigenden Renditen gibt es auch bessere alternativen und wenn eine Rezession oder eine Stagflation eingepreist ist, dann fangen die Anleihen eben an, nicht mehr so deutlich weiter zu fallen, sondern laufen seitwärts. Bei einer Rendite von 2-3 Prozent sind diese natürlich attraktiver. Dann können Investoren eben hier die laufenden Renditen vereinnahmen und das macht Gold in Relation also unattraktiv. Gerade als institutioneller Fondsmanager hast Du eine deutlich bessere Versicherung mit Anleihen, wenn sie nicht deutlich weiter fallen. Gold würde ich erst ab einem Level von 1.600-1.700 US-Dollar wieder im Investment aufnehmen. Da wäre es für mich sicherlich wieder interessanter als zum aktuellen Stand, wo ich eben eher etwas vorsichtiger bei Gold bin.
Was sagt das saisonale Bild?
Gerade in den letzten Jahren war Gold sehr positiv. Durch die Hochzeitssaison in Indien steht Gold am Jahresanfang immer eher positiv da. Dennoch würde ich mir hier auch immer die Midterm Elections noch mal genauer ansehen. Genau in der aktuellen Phase von Mai bis Juni war Gold die letzten 52 Jahre eher saisonal am schwächsten. Somit wird sich Gold die kommenden Monate eher schwertun und sollte weniger auf der Long Seite vertreten sein.
Was sagt das Sentiment?
Kurze Erklärung zum Sentiment sind die privaten Investoren Long möchte ich eher Short sein und umgekehrt. Von Januar bis März waren die privaten Investoren Short und Gold ist auch 2000 US-Dollar gestiegen. Danach war sowohl im Sentiment als auch bei Gold selbst eher eine Seitwärtsphase, nun sieht das Bild klarer aus. Das heißt, die privaten Investoren haben hier den Markt deutlich gekauft, sind eben long gegangen, sitzen jetzt ihre Verluste aus, in der Hoffnung, dass es bald wieder nach oben geht. Solange auch hier das Bild der privaten Investoren Long bleibt, halte ich mich selbst zurück.
Was hat der Dollar mit Gold zu tun?
Wir sehen aktuell eine sechswöchige Aufwärtsbewertung im Dollar. Der Euro Dollar ist nach der FED ja auch gefallen, der Dollar entsprechend gestiegen. Das letzte mal hatten wir so einen regelmäßigen Anstieg im Dollar Index 2018, also nicht nur gegen den Euro, sondern auch gegen andere Währungen. Spannend auch 2-3 Monate später hat auch noch mal der Aktienmarkt deutlich korrigiert und gelitten. Ein fester Dollar ist meistens auch ein Indiz für eher Probleme in der Weltwirtschaft. Da gibt es dieses sogenannte Dollar smile. Also wenn es der Wirtschaft schlecht geht, wenn die Aktienkurse fallen, dann ist der Dollar generell auch gesucht. Und das hat hier in den letzten Wochen auch wieder gut funktioniert. Sechs Wochen lang hat der Dollar hier sehr, sehr gute Performance gemacht. Und das ist natürlich auch eine Belastung für Gold für Silber, weil diese Edelmetalle hauptsächlich gegen den US Dollar gehandelt werden. Es ist aber auch ein Wechsel der Korrelation. Lange Zeit gab es auch eine null Korrelation, aber momentan seit Mitte April haben wir dieses Auseinanderlaufen dieses Divergieren der beiden Indikatoren. Und ich glaube eben auch, dass selbst wenn der Dollar jetzt mal ein bisschen an Stärke verliert, das Gold sich hier in diesem Abwärtstrend auch weiterhin befinden kann. Wie gesagt, die technischen Indikatoren sind da sehr eindeutig.
Die Flows gegen Gold?
Seit zwei Wochen fließt bei Energie und vor allen Dingen auch bei den Edelmetallen das Geld massiv raus, insbesondere bei den USA. Gerade aus einem der größten Gold ETFs dem SPDR Gold Shares ETF sind in den letzten 12-13 Tagen 69 Milliarden US-Dollar abgeflossen. Das heißt, die Investoren werden nervös. Man weiß jetzt nicht, wer diesen ETF veräußert, aber man sieht eben, wie deutlich und wie stark diese Abflüsse auch sind.
Fazit
Die gesamte Marktkapitalisierung ist stark durch diese Ausschlüsse getrieben und so kam natürlich auch der Rückgang im Goldpreis völlig normal. Angebot und Nachfrage bestimmt die Preise und momentan scheint eben die Nachfrage nach Gold nicht mehr da zu sein. Viele Investoren sind schon groß investiert, Zentralbanken sind dabei, Privatinvestoren sind ja auch überproportional heftig investiert. Solange all diese Faktoren gegen Gold stehen, werde ich Gold erst mal vom Spielfeldrand aus beobachten.
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