Steigende Zinsen sind oft gut für Bank-Aktien. Aber manchmal kann „zu viel“ und „zu schnell“ auch schlecht sein.
Höhere Leitzinsen haben viele Vorteile für Kreditgeber, da die Zinserträge, die sie erzielen, in der Regel schneller ansteigen als die Kosten für die Finanzierung. Als die US-Notenbank Ende 2015 das letzte Mal die Zinsen anhob, entwickelten sich Bank-Aktien in den folgenden zwei Jahren deutlich besser als der S&P 500.
Die Abbildung zeigt die Korrelation zwischen den verschiedenen Sektoren im S&P 500 und den 10-jährigen Renditen in den USA. Bei einem Renditeanstieg hat der Sektor „Financials“ in den letzten 10 Jahren am besten abgeschnitten.
Jetzt, zu Beginn eines, wie viele glauben, noch aggressiveren Zinserhöhungszyklus, hinken Bank-Aktien hinterher und sind im Jahr 2022 bisher um fast 12 Prozent gefallen. Russlands Einmarsch in der Ukraine belastete, und auch die robusten Erträge konnten die Bank-Aktien bisher nicht beflügeln.
Höheren Zinsen haben auch schädliche Folgen
Stattdessen haben die Erträge einen wesentlichen Unterschied zum vorherigen Zinszyklus deutlich gemacht: Die Banken sind viel stärker in Wertpapieren investiert, die bei steigenden Zinsen an Wert verlieren werden, wie USSchatzanleihen. Der prozentuale Anteil von Staatsanleihen an den Vermögenswerten der US-Geschäftsbanken liegt bei etwa 8 Prozent – fast doppelt so hoch wie Ende 2015, wie die Daten der Federal Reserve zeigen. Der Anteil hypothekarisch gesicherter Wertpapiere liegt bei fast 15 Prozent gegenüber weniger als 12 Prozent im Jahr 2015.
Als die Einlagen während der Pandemie in die Höhe schnellten, schichteten viele Banken einen Teil der Barmittel, die bei der Fed praktisch nichts einbrachten, in Wertpapiere um. Dies war eine willkommene Erleichterung für die Nettozinserträge, als diese so stark unter Druck standen. Das war ein positiver Faktor, der im letzten Jahr zu einer 35-prozentigen Rallye des KBW Nasdaq Bank Index führte – aber jetzt werden einige der Nachteile dieser Maßnahmen sichtbar.
Kapitalpolster schrumpfen
Die Rückgänge des Papierwerts der Bestände der Banken spiegeln sich nicht im Nettoergebnis wider, sondern im kumulierten sonstigen Gesamtergebnis (AOCI). Nach den geltenden Bankvorschriften kann das AOCI in die Kapitalberechnungen der Banken einfließen. Als die Zinssätze fielen, erhielten viele Banken aufgrund der gestiegenen Anleihenwerte einen wichtigen Impuls für ihre Kapitalausstattung. Jetzt, da die Zinsen steigen, ist das AOCI eine Belastung. Banken wie Citigroup, JP Morgan Chase, State Street und Wells Fargo wiesen auf die negativen Auswirkungen des AOCI auf die wichtigsten Kapitalquoten hin.
In anderen Zusammenhängen wären Veränderungen bei den Kapitalkennzahlen vielleicht nur eine Fußnote. Doch der Anstieg der Einlagen in den letzten Jahren hat die Bilanzen der Banken aufgebläht und ihre Eigenkapitalanforderungen bereits unter Druck gesetzt. Daher können diese scheinbar kleinen Details für die Aktionäre wichtig sein. Wenn sich die Banken ihren Mindestkapitalanforderungen nähern, werden viele ihre Ausschüttungen in Form von Rückkäufen verlangsamen. Hinzu kommt, dass die von Autonomous Research erfassten Großbanken, die bisher Gewinne gemeldet haben, einen durchschnittlichen Rückgang des materiellen Buchwerts um 5 Prozent zwischen dem vierten und dem ersten Quartal verzeichneten.
Negative Effekte laufen irgendwann aus
Dies ist kein dauerhafter Effekt. Anleihen werden schließlich irgendwann fällig, und auch die Anleihekurse können wieder ansteigen. Außerdem kaufen die Banken häufig Wertpapiere mit kürzerer Laufzeit, so dass sie nicht ewig auf niedrig verzinsten Papieren sitzen bleiben, sondern zu höheren Renditen neu investieren können. Ein weiterer Ausgleich besteht darin, dass die Banken durch steigende Erträge über höhere Nettozinserträge Kapital hinzufügen. Die Volatilität der Zinssätze war auch für die Handelsabteilungen der Wall Street von Vorteil. Alles in allem kann die Rechnung mit den höheren Zinsen immer noch positiv sein.
Weiterer Ausverkauf bei Anleihen wäre schädlich
Die Anleger könnten aber auch wegen einiger anderer Dinge besorgt sein. So könnten Signale, die auf noch mehr Zinserhöhungen der Fed als derzeit erwartet oder auf eine schnellere quantitative Straffung hindeuten, den Nettozinserträgen nicht so sehr zugute kommen, sondern zu einem weiteren Ausverkauf von Anleihen führen. Außerdem gibt es das gefürchtete Szenario, in dem die Zinsen steigen, Verbraucher und Unternehmen aber Probleme haben und entweder weniger Kredite aufnehmen oder mehr Kredite aufnehmen, aber auch viel häufiger in Verzug geraten. Wenn die Wirtschaft und der geldpolitische Kurs stabil bleiben, könnte es noch weitere gute Zeiten für Bankaktien geben. Bis dahin müssen die Bankanleger jedoch einige der Nebenwirkungen ertragen.
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