Die Zinsentwicklung in den USA geht immer wieder auf und ab. Den Höhepunkt der Zinsen hatten wir in den 80er-Jahren, danach gab es immer Schübe bergab. Immer wenn wieder eine Krise gedroht hat oder wenn die Rezession schon da war, hat die Notenbank die Zinsen gesenkt, um dann die Wirtschaft wieder zu stimulieren. Jetzt im Jahr 2022, sind wir bei Nullzinsen angelangt, was auch wunderbar aus den guten monatlichen Analysen von Lyn Alden herauszulesen ist. Zunächst schauen wir auf Ihr Portfolio, wie sie in diesen Zeiten investiert ist. Dann schauen wir uns die makroökonomische Situation an, mit der ganzen Inflationsthematik vor Corona nach Corona, ebenso jetzt mit der Rezession und insbesondere zwischendrin werfen wir einen Blick auf die Rohstoffe.
Was befindet sich in Lyn Aldens Portfolio?
Seit 2018 führt sie dieses Portfolio, was seither auch sehr gut gelaufen ist. Ihr Portfolio ist relativ defensiv aufgebaut, Dividendenaktien und internationale Aktien sowie Rohstoffe gehören dazu. Anleihen mischt sie auch in ihr Portfolio, aber nur mit geringer Laufzeit, eben wegen drohender Zinsen. Ebenso sind diverse Kryptowährungen vorhanden, die sich aktuell im Minus befinden und einige Edelmetall ETFs nämlich Gold, Silber und Platin. Langfristig machen sowohl Bitcoin, digitale Assets und auch Edelmetalle Sinn, auch wenn diese jetzt im Moment vielleicht konträr sind zu Anleihen und zu internationalen Aktien. Sie investiert monatlich 1000 US-Dollar in ihr Portfolio.
Wie sieht sie die globale Situation?
Ihre gängige Meinung weit vor Corona war zum Beispiel bei Bloomberg Business Week, Inflation sei tot. Wir hatten einfach über Jahrzehnte keine Inflation mehr, trotz der vielen Zinssenkungen und stimulierenden Notenbank Maßnahmen. Wenn man daran Japan hat schon seit 30 Jahren eigentlich kaum noch Zinsen gehabt und trotzdem gab es keine Inflation. Das war die gängige Meinung und auch von den Notenbanken und plötzlich im Jahre 2022 ist die Inflation wieder da.
Was ist im Jahr 2019 passiert?
Vor Corona hat Lyn Alden und Ray Dalio der auch ein sehr guter amerikanischer Analyst ist, sich aber etwas verspekuliert hat in letzter Zeit mit Asien und China schon einige parallelen zu den 30ern und 40er-Jahren erkannt. Den in 2019 hatten wir eine ähnliche Situation wie im Jahr 1930 bis 1940, niedrige Zinsen und auch eine hohe Geldmenge. Verglichen mit dem Bruttoinlandsprodukt hatten wir da schon eine höhere Geldmenge als nach dem Krieg. Hohe Geldmengen und niedrige Zinsen führen erfahrungsgemäß zu einer Inflation. Das hatten Lyn Alden und Ray Dalio schon früh erkannt und erwartet. Zentralbanken mögen keine Deflation, deswegen haben sie weiterhin Geld gedruckt. Durch Corona gab es dann eine Rechtfertigung, noch mehr Geld zu drucken. So konnten sich die schon vorhandenen Parallelen von 2019 über die Zeit noch weiter ausbilden.
Die Notenbanken haben jetzt diese Preissteigerung bekommen, den man wollte eine Deflation vermeiden. Das Ganze ist nun aber aus dem Ruder geraten. Wenn jetzt noch die Geldgeschwindigkeit anzieht, wie das nach Corona normalerweise der Fall ist, weil die Leute wieder anfangen, Geld auszugeben, dann kann es mit der Inflation noch schlimmer kommen. Insgesamt haben wir mehr Geld im Umlauf als Gütermenge vorhanden und das ist immer ein Treiber für Inflation.
Wie entwickeln sich die Energie und Rohstoffpreise?
Im Moment herrscht die allgemeine Erwartung das, wenn der Krieg vorbei ist, sich auch der Markt wieder beruhigt, vor allem die Energie und Rohstoffpreise. Doch vergleicht man die Lagerbestände von Rohöl im Vergleich zum Vorjahr, sehen wir einen massiven Rückgang. Ein ähnliches Bild haben wir auch bei Gas, jetzt im Sommer ist das noch kein Problem, doch spätestens im Herbst, wenn der Krieg nicht vorbei ist, wird es kritisch. Der Krieg und dessen Ausgang spielt hier weiterhin eine große Rolle, ebenso ein starker Winter, der ein enormer Treiber für den Rohöl und Energiesektor werden kann.
Was macht die FED?
In diesem ganzen Inflationsszenario ist die FED natürlich gezwungen etwas zu unternehmen. Doch viel mehr als die Zinsen anzuheben kann sie nun eben nicht mehr. Das ist das einzige Mittel, was sie noch hat unschönen Auswirkungen. Von den Anleihen her hatten wir jetzt dieses Jahr schon den größten Ausverkauf in den letzten 30 Jahren. Langlaufende Anleihen haben hier bis zu 43 % verloren. Den besteht eine Laufzeit noch von zum Beispiel 25 Jahren ist es sinnvoller, diese erst später zu höheren Zinsen zu kaufen und diesen Hebel unterschätzen viele Private Investoren.
Steigen die Zinsen in den USA weiter und in Europa nicht, lohnt es sich für viele natürlich eher in den Dollar zu gehen. Dort bekommt man aktuell 3 Prozent Zinsen, außerdem ist die USA weiter weg von dem Kriegsschauplatz Russland Ukraine, was natürlich noch mal auf Europa drückt. Wichtig in dem Zusammenhang mit dieser Dollar Flucht könnte einige Länder hart treffen, die im Dollar zu stark verschuldet sind. Das betrifft eher Entwicklungsländer, weniger Europa, Japan, China, die ja große Dollar Positionen halten. Weiterhin führen die Zinserhöhungen dazu, dass das Konsumenten Vertrauen schwindet. Hier sind wir jetzt schon wieder so tief wie 2008. Also die Leute merken natürlich, jetzt ist Inflation, da kaufen wir weniger. Das schlägt dann auch auf die Firmen und die gesamte Wirtschaft. Notenbanken reagieren generell immer zu spät. Die Zinsen werden erst wieder gesenkt, wenn die Rezession schon längst da ist.
Die FED hat diese inflationäre Phase unterschätzt, mit massiver Übertreibung in der Corona Krise, obwohl die historischen Parallelen eigentlich offensichtlich waren. Sie muss jetzt gegensteuern mit Zinserhöhungen und die Frage ist, wie weit kann sie da gehen, ohne diesen Anleihen Crash noch weiter zu provozieren und ohne den Immobilien Crash auszulösen oder gar eine Rezession?
Der Markt hat schon ziemlich viel eingepreist, aber bei 3 oder 5 Prozent muss die FED aufhören, die Zinsen zu erhöhen.
Für die Richtigkeit der dargestellten Kurs-, Stamm- und Marktdaten wird keine Haftung übernommen.
Vergleichen Sie die hier wiedergegebenen Daten mit denen Ihrer Bank oder Ihres Brokers, bevor Sie eine Anlage tätigen.