Die Berechnung der "einfachen Rendite" - zu einfach?
Mal angenommen du hast einen monatlichen Sparplan auf einen MSCI-World ETF eingerichtet. Du investierst also seit einigen Jahr monatlich in diesen ETF. Du hast über die Zeit eine Summe von 10.000€ investiert.
Nominal hast du eine Rendite von 1.000€ erzielt. Mit deinem Investment hast du, laut Rechenweg zur „einfachen Rendite“, also 10% Rendite auf dein eingesetztes Kapital erzielt.
Die „einfache Rendite“ berechnet sich wie folgt:
Einfache Rendite = (11.000 / 10.000) − 1 = +10,00%)
Wie hoch ist nun die „einfache Rendite“ auf dein eingezahltes Kapital?
Du hast in Summe also 100.000€ (90.000€ + 10.000€) eingezahlt, aber laut „einfacher Rendite“ auf das gesamte eingezahlte Kapital von 100.000€ „nur“ 1.000€ Profit gemacht. Also in dem Falle 1% Profit statt den bisherigen 10% Profit aus der Berechnung von oben.
Einfache Rendite = (101.000 / 100.000) − 1 = +1,00%)
Du merkst vielleicht jetzt schon, welche Schwäche diese Art der Renditeberechnung hat?
Als nächstes erleidet dein Gesamtinvestment von 100.000€ einen Rückgang von 2%, was in der Regel nicht viel ist. Nun siehst du in deinem Depot ein Gesamtkapital von 98.000€. Du hast also einen Verlust von 2.000€ erlitten. Dieser relativ geringe prozentuale Verlust von 2% hat jetzt aber deinen vorherigen nominalen Profit von 1.000€ komplett zunichte gemacht!
Du stehst jetzt, nominal gesehen, mit einem Verlust von 1.000€ da!
War das ganze nun ein gutes Investment?
Dieses Beispiel kann dir zeigen, welch enormen Einfluss eine Ein- und Auszahlung auf die Renditeberechnung deines Investments haben kann.
Wozu braucht man die zeitgewichtete Rendite?
Um die Auswirkungen der Ein- und Auszahlungen zu eliminieren, welche, wie im Beispiel oben gezeigt, die Renditeberechnung einer Anlage verzerren können, wird die zeitgewichtete Rendite benötigt.
Die zeitgewichtete Rendite gilt als Standardmethode professioneller Investoren und ermittelt, unabhängig von Einzahlungen und Auszahlungen, die reine Wertentwicklung eines Portfolios über einen beliebigen Zeitraum.
Die zeitgewichtete Performance zeigt dir somit die allgemeine Performance der Anlagestrategie deines Portfolios, unabhängig vom Verhalten eines einzelnen Anleger. Diese Methode gilt als besonders präzise und ermöglicht eine Betrachtung, die externe Zahlungen ausschließt, wodurch ein genauer Einblick auf den Anlageerfolg gewährleistet wird. Sie ist die geeignete Methode, um Vergleiche mit anderen Indizes oder Portfolios anzustellen.
Zur Berechnung der zeitgewichteten Rendite wird die Performance in verschiedene Teilzeiträume unterteilt, die durch Kontobewegungen wie Ein- und Auszahlungen getrennt sind. Innerhalb jedes dieser Teilzeiträume wird die reine Wertentwicklung des Portfolios betrachtet. Anschließend wird die zeitgewichtete Rendite durch das Produkt dieser einzelnen Wertentwicklungen ermittelt. Dadurch werden Einzahlungen und Entnahmen bei der Rendite-Berechnung ausgeklammert, sodass der Fokus ausschließlich auf der Performance des Portfolios liegt. Es ist empfehlenswert, dass die Teilzeiträume entweder ein gesamtes Jahr umfassen oder auf ein Jahr hochgerechnet werden. Auf diese Weise kann ein Anleger seine Geldanlage schnell und unkompliziert mit einer Benchmark oder mit (zeitgewichteten) Renditen anderer Anlageprodukte und Anlagestrategien vergleichen.
Wie wird die zeitgewichtete Rendite berechnet?
Zur Berechnung der zeitgewichteten Rendite wird zunächst die einfache Rendite für jeden Abschnitt zwischen den einzelnen Ein- und Auszahlungen ermittelt. Anschließend werden diese einzelnen Renditeabschnitte miteinander multipliziert.
Die Formel zur Berechnung der zeitgewichteten Rendite ist wie folgt:
Zeitgewichtete Rendite = (1 + einfache Rendite Abschnitt 1) × (1 + einfache Rendite Abschnitt 2) × ... × (1 + einfache Rendite Abschnitt n) − 1
Zeitgewichtete Rendite = (1 + 0,10) × (1 + (-0,02))
− 1
= 7,80%
Die zeitgewichtete Rendite beträgt also 7,80%.
100.000 * 1,10 = 110.000
Mit diesem Rechenweg stehen wir nach dem ersten Trade mit 10% Rendite mit einem Gesamtkapital von 110.000€ da.
Auf dieses Gesamtkapital von 110.000€ erleiden wir nun mit dem nächsten Trade einen Verlust von 2%.
Dies berechen wir wieder ganz einfach:
110.000 * 0,98 = 107.800
Wir haben nun ein Kapital von 107.800€ übrig.
Ein geübter Blick zeigt schnell, dass sich nach den beiden Trades eine Gesamtrendite von 7,80% ergibt.
Die Gegenprobe können wir nun sogar mit der „einfachen Rendite“ anstellen, weil wir in diesem Szenario so getan haben, als hätte es keine Ein- oder Auszahlung gegeben. Somit erhalten wir in diesem Szenario als Ergebnis unserer Gegenprobe ebenso eine Gesamtrendite von 7,80%:
Einfache Rendite = (107.800 / 100.000) − 1 = +7,80%
Gegenprobe erfolgreich abgeschlossen!
Bei einer höheren Anzahl und Komplexität von Ein- und Auszahlungen wird dieses vereinfachte Szenario unpraktikabel. Daher ist es wichtig, die Vorteile der „zeitgewichteten Rendite“ zu kennen
Fazit "einfache Rendite" vs. "zeitgewichtete Rendite"
Wie wir in den Rechenbeispielen oben gelernt haben, kann die Wahl der Berechnungsmethode das Vorzeichen der berechneten Rendite massiv beeinflussen. Die „zeitgewichtete Rendite“ kann positiv ausfallen, während die „einfache Rendite“ eine negative Rendite ergibt, oder umgekehrt. Das Ergebnis der „zeitgewichteten Rendite“ und der „einfachen Rendite“ unterscheiden sich jedoch nur, wenn im Betrachtungszeitraum Ein- oder Auszahlungen vorgenommen wurden.
Unabhängig von den getätigten Ein- und Auszahlungen ermöglicht dir die zeitgewichtete Rendite, die Performance deines Investments objektiv mit anderen Investments zu vergleichen.
Die zeitgewichtete Rendite macht dein Investment also mit anderen Investmentmöglichkeiten vergleichbar. Die zeitgewichtete Rendite hilft dir somit durch die Finanzwelt zu laufen und Investmentmöglichkeiten miteinander zu vergleichen.