Panik bei der EZB. Man kann es nicht anders beschreiben. Was wir gerade sehen, ist extrem. Wir haben extreme Bewegungen aufgrund der hohen Inflation. Bei 8,1 Prozent Inflation sind wir in der Eurozone angekommen. Zur Erinnerung eigentlich sollte die Inflation bei 2 Prozent liegen, 8,1 Prozent ist der tatsächliche Wert. Die Rentenmärkte reagieren schon sehr deutlich, ebenso wie die Peripherie Spreads und das ist ein Problem für die EZB. Man hat es lange geschafft, diesen Renditeaufschlag zwischen dem Süden und dem Norden gering zu halten. Der explodiert momentan gerade, was eben teure Finanzierungskosten bedeutet und insbesondere in den nächsten Jahren, wenn man das nicht schnell in den Griff bekommt, wovon man gerade weit entfernt ist und damit auch das Unmögliche geschafft hätte, dann werden wir wieder eine sehr große Divergenz in der Eurozone sehen, wie 2018 in Italien bei den Wahlen. Es wird eben einige südeuropäische Banken deutlich belasten. Das wird die Eurozone ins Wanken bringen. Und deswegen ist es spannend, was die EZB heute kommunizieren wird. Natürlich, sie werden keinen Zinsschritt machen. Die EZB ist der Meinung, die Inflation wird schnell vorbei sein, diese Einschätzung ist leider falsch, die EZB muss sich einfach anpassen. Wir haben eine ganz entscheidende Veränderung und die wird sich auch in den nächsten Wochen und Monaten, Quartalen und Jahren auswirken. Ich denke aber die EZB wird überraschend schnell die Zinsen erhöhen, wenn es zu einer Entscheidung kommt.
Ähnlich wie in Australien. Die RBA, also die Zentralbank in Australien, hatte ja auch überraschend 25 Basispunkte mehr erhöht auf jetzt 85 Basispunkte. Damit wurden die Renditen sehr stark in die Bewegung gebracht, weil es nicht eingepreist war und eben auch den Aktienmarkt damit nach unten gebracht hat. Dieses Szenario erwarte ich auch bei der EZB. Der Inflationsdruck ist einfach zu hoch und die Probleme sind nicht mehr von der Hand zu weisen. Wenn man dieses sehr gefährliche Spiel weiterspielt, dann verliert man komplett das Vertrauen. Die Staaten müssten eigentlich jetzt einspringen mit Eurobonds oder irgendwie anders gearteten Finanzierungsmöglichkeiten, um die Peripherie Spreads runterzubringen. Doch wahrscheinlich wird nicht in ausreichendem Maße gehandelt, wie es notwendig wäre. Weil natürlich gibt es eine politische Union in der Eurozone, natürlich auch mit dem Krieg, aber es gibt zu viele lokale Probleme, sei es durch den Klimawandel, sei es durch die Energiekrise, sei es eben auch durch die immer höhere Staatsverschuldung, die natürlich auch Deutschland trifft, wo man momentan eben doch eher an sich selber denkt als an die EU. In Krisenzeiten ist der Zusammenhalt wichtig und gegenseitiges vertrauen.
Wir hatten 40 Jahre getrieben durch immer geringere Inflation, einen Renditerückgang. In den 80er-Jahren standen die Renditen bei 11 Prozent. Natürlich bedeutet jetzt eine Refinanzierung von 1 Prozent auch nicht den Weltuntergang, dennoch werden Kredite sowohl für Banken, Staaten und Private teurer. Da benötigt es Sicherheit, deswegen geht der Preis für Geld, der Zins gerade nach oben. Das sind massive Bewegungen und bringt mich auch strategisch dahin zu sagen, wir werden weitere Anstiege in den Renditen sehen 2-3 Prozent. Ich gehe dauerhaft von 3-4 Prozent Inflation aus. Da werden wir eben auch dann hier Zinssätze im Bereich 2-4 Prozent bekommen. Das ist natürlich gefährlich für die Notenbanken, das ist gefährlich für die Staaten, es ist gefährlich auch für hoch verschuldete Unternehmen. Deswegen würde ich eben auch eher zu Unternehmen tendieren, die weniger Schulden haben, zum Beispiel Small Caps, die eben normalerweise viel günstigere Möglichkeiten haben, sich zu finanzieren, weil sie hohe Eigenkapitalquoten haben und nicht so hohe Fremdkapitalquoten.
Rezession wird Inflation einfahren
Die langfristigen Zinsen sind noch einigermaßen gecappt. Weil man annimmt, eine Rezession wird Inflation einfahren. Aber wenn wir eine Rezession bekommen, weil die Zinsen zu stark steigen und trotzdem Inflation im System bleibt, für die sogenannte Stagflation haben, dann sollten die 10-jährigen Zinssätze auch besonders stark reagieren.
EZB Sitzung im Blick
Was besonders relevant sein wird, sind die Peripherie Spreads. Besonders in Italien beim Blick auf den Renditeaufschlag von den 10-jährigen Staatsanleihen in Italien im Verhältnis zu den 10-jährigen Anleihen in Deutschland. Man spricht die vom Spread, also vom Renditeniveau. Die Italiener sind viel mehr verschuldet, haben viel größere Probleme und viel weniger Wirtschaftskraft. Dennoch hatten sich die Bonds hier mehr rentiert als die Bundesanleihen während der Peripherie Krise. Auch aktuell stehen die italienischen Renditen auf 3,4 Prozent, was besonders für die vorteilhaft ist, die in diesem Markt investiert sind.
Die Südländer können eine Zeit lang einen höheren Zins aushalten, aber nicht dauerhaft. Hier würde die Stabilität der Eurozone ins Wanken geraten. Den wenn wir 1-2 Jahre durch die höhere Inflation in der Eurozone solche Rendite Aufschläge sehen und dieses nicht aufhören, kann die EZB gerade sehr, sehr wenig machen. Sie hat zwar so eine nebulöse Kommunikation, dass es da irgendwelche Measures gibt, aber wenn die Staaten dann nicht quer subventionieren durch Eurobonds, was politisch gerade sehr, sehr heikel sein kann und die Spreads größer werden, dann können wir hier eine ähnliche Beschleunigung sehen wie damals in der Peripherie Krise.
Damals hatten wir einen kompletten Vertrauensverlust erlebt, wodurch die Eurozone fast an der Pleite war. Damals standen die Renditen in Italien bei 10 Prozent. Darum müssen die Peripherie Spreads und die Credit Spreads eingefangen werden, um nicht in diese Krise damals 2009 – 2011 erneut abzurutschen. Wenn du keine Anleihen mehr verkaufen kannst, wo ja auch viele Milliarden in den Büchern der Fonds sind, die ja eh schon gelitten haben, gerade mit Fonds, weil sie stark in Renten investiert waren, weil sie auch stark in Italien mit dabei sind. Da können eben viele Pensionskassen, die da investieren, viele Banken, Versicherungen, viele Unternehmen, aber auch Privatanleger in solchen Fonds sind, deutlich Wertverluste erleiden. Darum je weiter der Rendite Aufschlag steigt, desto schwieriger wird es.
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