Heute widmen wir uns einer weiteren Detail Analyse. Diesmal schauen wir uns den Arbeitsmarkt in den USA an, seine langfristigen Implikationen auf das Wachstum. Wir schauen auf die Inflation, die Komponenten der Inflation, was wahrscheinlich bald wieder zurückgeht und was konstant hoch sein wird, schauen auf den Anleihenmarkt und auf Emerging Markets und ihre Bewertungen. Ich sag dir, wo ich persönlich konkrete Chancen und Ideen sehe, um an diesen Märkten Geld zu verdienen.
Schauen wir uns den Arbeitsmarkt mal an Fakt ist Die Nachfrage nach Arbeit war von Unternehmen noch nie so hoch. Es gab noch nie so viele offene Stellen. Über 11 Millionen Jobs sind in den USA ausgeschrieben. Diese ganzen Jobportale boomt, die Nachfrage nach Arbeit ist da. Wir sind auch weit über dem vorigen Allzeithoch vor Corona. Arbeit wird aktuell gesucht ohne Ende. Das liegt nicht daran, dass die Leute nicht qualifiziert sind, sondern die Arbeitnehmer sehen einfach, es wird zu wenig Lohn gezahlt. Es lohnt sich nicht mehr, weil die Beschäftigung zu günstig ist. Das sind eben auch mittlerweile 4 Millionen Menschen in den USA, die ihren Job hinschmeißen. Anders als im Coronacrash, als 13 Millionen Amerikaner entlassen wurden, musst du dir heute sonst was erlauben, das dich dein Arbeitgeber gehen lässt. Die hohe Nachfrage nach Arbeit und die gleichzeitig schlechte Bezahlung zeigt eben auch, wie stark diese Lohnpreisspirale in Gang getreten wird.
Wie bekommen Unternehmen offenen Jobs wieder besetzt?
Wie gesagt, das hat nichts oder weniger mit Qualifikation zu tun, sondern liegt hauptsächlich an der Bezahlung. Du musst einfach mehr zahlen, aber was passiert als Arbeitgeber, wenn du mehr zahlst? Du verzichtest natürlich auch Marge, das willst du als Unternehmen auch nicht. Dieses Spannungsfeld wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Wenn wir uns das Lohnwachstum ansehen und die aktuelle Inflation davon abziehen, erkennt man, das ein beschäftigter Arbeitnehmer 3,6 Prozent an Kaufkraft verliert. Das ist eben ein historisch schlechter Wert, der eher in eine Rezession passt. Das bringt die Leute eben nicht in die Motivation zu arbeiten, sondern sie wollen jetzt andere Mittel und Wege finden, zum Beispiel am Aktienmarkt traden oder sich selbstständig machen. Gerade in den USA wieder ein großes Thema, weil sie eben diesen Lohnausgleich brauchen, weil sie eben stärkeres Wachstum haben. Und das können und wollen die Unternehmen aktuell noch nicht geben. Sie werden aber in den nächsten Wochen und Monaten gezwungen sein. Steigende Löhne sind für den Arbeitnehmer gut, langfristig wird es die Unternehmen aber belasten. Wenn nämlich der Lastwagenfahrer in den USA ähnliche Gehälter bekommen wie Investmentbanker zum Einstieg und das ist wirklich so, dann muss man schon sagen, momentan ist eben die Freisetzung von Macht beim Arbeitnehmer. Der Arbeitsmarkt ist wie die Inflation heiß gelaufen, somit wird in den nächsten Monaten eine Rezession sicher eintreten wie wir es kurz mit Corona erlebt hatten.
Wo war die Inflation im Durchschnitt der letzten 50 Jahre?
Das Regime der letzten 20 Jahre, getrieben durch die Notenbanken, war ja eher eine niedrig Inflationregime. Nehmen wir aber die 70er-Jahre dazu, sehen wir ganz schnell, dass uns aktuell auf einem 40. Jahreshoch befinden, was Inflation angeht. Nicht nur die Konsumenten bemerken das, sondern auch sehr stark die Unternehmen. Dies bedeutet auch weniger Optimismus bei kleineren Firmen. Die Preise steigen an auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. Gleichzeitig sinkt der Optimismus. Man ist einfach unsicher mit den Lieferketten, mit den stark steigenden Lohnkosten, die kommen werden. Mit Verbrauchern, die dann auch nicht mehr bereit sind, so viel auszugeben, weil plötzlich Benzin, Reisen und anderes sehr teuer wird. Man ist eben unsicher. Das ist eine historische Divergenz, die ist sicherlich am Aktienmarkt auch noch entladen wird.
Was sind die Komponenten der Inflation und wo kommt sie eigentlich her?
Ein großer Treiber ist ganz klar Energie. Die ganze Ukraine-Russland-Thematik treibt die Preise enorm nach oben. Wenn Benzin in Deutschland eben mal 2 Euro kostet, merkt man das. Wenn der Benzinpreis hier wieder fällt, weil Öl runtergeht, weil sich die Spannungen lösen, merkt man das auch relativ schnell. In der Theorie sollte die Inflation mit zurückgehenden Rohstoffpreisen auch wieder fallen, doch auch mit diesem Faktor ausgenommen wären wir noch immer bei 4 Prozent. Inflation bleibt uns erhalten und damit ist das Problem da. Selbst die Notenbanken sind mit ihren Inflationserwartungen auf die nächsten 10 Jahre bei fast 3 Prozent angekommen. Deswegen ist die FED so aggressiv und die werden runterkommen, wenn die Aktien deutlich fallen. Aber wenn es einfach nur volatil ein bisschen nach unten geht, dann muss die Notenbank weiter was tun. Und dann laufen wir im schlimmsten Fall in eine Stagflation. Die Inflation ist kein Thema, nur in den USA und in Deutschland. Inflation ist ein globales Thema. Auffällig ist, dass die Developer Markets sogar höhere Inflation haben als die Emerging Markets. Das liegt einfach daran, dass Sie die jetzt auch schon mehr Inflationsbekämpfung gemacht haben. Sie haben ein halbes Jahr früher angefangen, die Zinsen auch deutlicher zu erheben. Das ist jetzt der Vorteil, den die Emerging Markets auch gegenüber der Developer Market Welt haben. Japan hat noch eine geringe Inflation, China hat noch eine geringe Inflation, dies nutzten sie bewusst aus, um wieder stark fiskalpolitisch, aber auch Notenbankexpansiv unterwegs zu sein, merkt man ja in den schwachen Währungen jetzt nach und nach abwerten.
Aber die globale Welt hat Inflation nicht nur getrieben durch die Lieferengpässe, sondern auch getrieben durch eine die Globalisierung und natürlich eine schlechter werdende Demografie gerade in den Developer Markets. Und das Thema wird uns weiter begleiten und es wird eben auch Anleger Verhalten verändern. Dazu kommt die FED Bilanz, die massiv sinken wird. Auch die EZB-Bilanz und andere. Notenbanken werden ihre Bilanzen abbauen, sie werden eben die Anleihen nicht mehr ankaufen, das heißt Bestände, die sie haben, laufen aus und werden nicht voll investiert und reinvestiert. Das wird dazu führen, dass hier die Treasury und die MPS die Securities auch weiter langfristig fallen. Das ist ja auch gesund, wenn eben die Bankbilanzen nicht mehr 9 Billionen beträgt, sondern 7 Billionen. Das Problem ist nur, wenn ich jetzt die Aktienmärkte wie 2018 nach unten bewegen, dann ist es eben nicht mehr möglich, hier deutlich anzusteigen, weil die Inflation diesen Bilanzausbau der Notenbanken, was ja eigentlich eine indirekte Staatsfinanzierung ist, auch weiter unterbindet. Sie ist auch hier in den Ankauf Programmen diese gehen deutlich nach unten. Auch in Japan hat man massiv Anleihen gekauft, um die Finanzierungskosten zu drücken. Das ist jetzt weniger der Fall, weil eben Konsumentenpreise Inflation im System ist. Und deswegen wird die FED zehnmal die Zinsen erhöhen. Es wird die Bank of Japan nichts machen, aber sie wird die Kontrolle wahrscheinlich verlieren. Die EZB wird mindestens zweimal dieses Jahr noch die Zinsen erhöhen und auch die Engländer werden sieben oder acht Mal an der Seite schrauben. Sie werden also nicht nur die Bilanzen reduzieren, sondern gleichzeitig auch hier mit den entsprechenden Anleihen weniger machen. Und das Spannende ist jetzt, dass dieser Zinsschritt sehr schnell gehen wird. So eine Geschwindigkeit hat es noch nicht gegeben und da ist es eben interessant, wie die Unternehmen und die Aktien damit auch umgehen werden.
Klar ist, umso schneller der Zins Fahrt ist, umso schwieriger kann es für Aktien und auch für den Dollar werden. Wie gesagt, in steigenden Zins Bewegung heißt das nicht unbedingt, dass der Aktienmarkt fallen muss. Allerdings ist für mich besonders wichtig, wie schnell dieser Anstieg passiert. Dann ist eben die Frage, wie sich die Fed verhält und das wird entscheidend sein, wenn die Aktienmärkte deutlich fallen, Inflation immer noch oben ist, also dieses böse Gespenst der Stagflation im Raum ist, wird man eher dem Mandat der Stabilität des Geldsystems und der Preisniveaus Stabilität, also dem Kampf gegen Inflation verschrieben sein, als die Aktienmärkte zu retten.
Wie reagiert man als Anleger darauf?
Was ist eine gute Alternative? Nun vielleicht nicht in die Märkte zu investieren, die hochgradig manipuliert sind, sondern die günstigeren Märkte, die auch etwas freier sind. Woran denke ich da? Zum Beispiel an die Emerging Markets, also Amerika gegen Deutschland und Europa. Durch diese massive Notenbank Manipulation der letzten Jahre konnten die Developer Markets eine gute Outperformance machen. Der S&P war deutlich besser als viele Emerging Markets Aktien und ich kann mir vorstellen, dass insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte hier auch diese Outperformance von den Emerging Markets wieder kommt. Wir sehen das in Aktienmärkten wie in Südafrika, Lateinamerika und China momentan noch weniger. Da gibt es andere hausgemachte Probleme wie den Immobiliensektor. Aber hier sollte es bei den Emerging Markets auch wieder gute Möglichkeiten geben. Den im Vergleich ist der S&P deutlich teuerer. Die Bewertung in den USA durch die Manipulation der Notenbank ist eher teuer. Das heißt, die restliche Welt hat hier zumindest von der Bewertung her eine Möglichkeit zu steigen, und auch wenn du die Dividenden anschaust, siehst du, dass die Dividendenrendite eben auch die Emerging Markets oder der restlichen Welt im Vergleich zum amerikanischen Index deutlich höher sind. Also Bewertung günstig, Dividende hoch bedeutet also auch hier, dass es zwar langfristig immer noch gute Erträge gibt, aber in einem Umfeld der steigenden Zinsen und der hohen Inflation vielleicht die nächsten 5-6 Jahre auch bei Emerging Markets sich gute Ideen abzeichnen werden.
Warum glaube ich nicht, dass die Notenbank auf eine Aktion schnell reagiert?
Nun, wenn ich mir die Financial Conditions ansehe, also die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen, Staaten und Privatpersonen, also die Art und Weise, wie schnell Geld im System fließt. Dann sind wir zwar etwas zurückgekommen durch die ersten Zinsschritte, aber noch weit von einem Corona oder Lehman Brothers Crash entfernt. Ich glaube, dass man hier durchaus auch bereit ist, den Markt bewusst etwas in eine negative Situation für Aktienmärkte reinlaufen zu lassen. Die makroökonomischen Daten kommen besser, also die Analysten sind eher zu konservativ, die Zahlen überzeugen. Trotzdem fallen die Aktien also am Ende.
Wer macht die Kurse?
Das sind weniger die Nachrichten, sondern tatsächlich Angebot und Nachfrage und die Bewegung. Und da gibt es eben einzelne Risiken, was man auch daran erkennen kann, dass hier große Abflüsse aus den ETFs herrschen. Auch andere Fonds haben massiv gelitten. Rohstoffe sollten unterstützt bleiben, natürlich auch Rohstoffe wie Palladium, Natural Gas oder auch Öl. Dinge, die eben klassisch auch in Russland oder der Ukraine mit produziert werden. Das kann eine Alternative sein. Was auch eine Alternative sein kann, sind Anleihen allerdings eher von nicht manipulierten Märkten. Wenn ich mir zum Beispiel die Anleihen aus Amerika in den letzten 30 Jahren ansehe, dann finde ich schon spannend, dass die Default Rate, also die Ausfallwahrscheinlichkeit von diesen Anleihen sehr gering ist. Das ist immer eine Indikation, wenn das Ausfallrisiko zu gering sind, dass wir hier ein größeres Problem auch bekommen. Man ist eben einfach nicht mehr bereit, Unternehmen als Staat ausfallen zu lassen. Aber das ist natürlich ökonomisch nicht besonders sinnvoll.
Der Anleihenmarkt in seinen Bewertungen ist auch sehr teuer. Ist eben weit weg von historischen, fairen Werten. Bedeutet also manipulierte Anleihen aus Amerika. Aus Europa würde ich eher die Finger von lassen. Was mir besser gefällt, sind Emerging Markets Titel, wo man eben auch Chancen hat, denn die Renditen steigen. Das sieht man hier an den verschiedenen Bonds. Nicht nur Staatsanleihen Renditen steigen, sondern für ein bis dreifach Zero Rating im Euroraum bekommst du mittlerweile über 8 % auf. Einen Single haben 6 %. Das sind natürlich Renditen, die schon wieder spannend sind und nicht nur die Renditen als solches, sondern auch die Spreads steigen. Das ist alles durchaus interessant und attraktiv für Anleger, da kann man sich also schon auch entsprechend gute Investment Gelegenheiten raussuchen.
Was sehen wir also?
Der Arbeitsmarkt, die Lohn Preis Spirale wird sich deutlich beschleunigen. Die Löhne sind nach wie vor noch zu gering. Dies ist ein riesen Interesse an Arbeitnehmern. Das wird sich entsprechend auch auswirken. Wir haben über das Thema Inflation gesprochen, über die transitorischen Komponenten, die wieder zurückgehen können, aber auch über andere Komponenten, die hoch bleiben, der Markt selber entsprechend dem Preis, der vielleicht auch noch zu wenig für die Zukunft ist. Das sehen wir an den Inflationserwartungen, die mit nach oben gehen und auch weiter steigen können. Inflation ist ein globales Thema. Dann nehmen wir vielleicht China und Japan raus, aber auch da werden die Inflationskomponenten auch uns noch erreichen, insbesondere wenn Corona in China vorbei ist. Bankbilanzen werden fallen, das ist offensichtlich so, wie die Zinsen auch steigen werden. Und ich glaube nicht daran, dass die Notenbank diesen berühmten FED Put wieder ziehen wird. Wenn Inflation so bleibt, dann wird man also nicht die Aktienmärkte retten.
Damit müssen die Aktionäre nach zwölf, 13 Jahren genauso umgehen. Eine Alternative können die Emerging Markets sein. Die sind deutlich günstiger bewertet mit gleichzeitig höheren Dividenden. Das spricht also für die Werte selber. Und bei Anleihen würde ich gerade in der entwickelten Welt aufpassen, weil eben die Ausfallraten viel zu gering sind. Hier auch vielleicht die Analysten zu optimistisch und ich würde mich eher in Richtung Emerging Markets Titel orientieren, wenn sie gefallen sind.
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